Die realen Tierversuche

Paris Hilton

Tatsächlich stellten Wissenschaftler 2007 eine Paris Hilton aus Pappe in Sichtweite von ihnen verwundeter Mäuse auf, nachdem sie registriert hatten, dass sich männliche Mäuse in Anwesenheit von Wissenschaftlern weniger die Wunden leckten. Die fragwürdige Schlussfolgerung, dass die Mäuse dabei einen Teil ihres Schmerzempfindens verlieren, stammt direkt aus der Presse. Die wesentliche Erkenntnis des Experiments war wohl eher, dass die Gültigkeit von Tierversuchsergebnissen durch verfälschende Effekte infolge der Anwesenheit der Experimentatoren zusätzlich in Zweifel gezogen werden muss.

Viagra

Erst 2018 wurde die Studie an schwangeren Frauen mit Placenta-Unterfunktion durchgeführt. Viagra sollte hier das Wachstum der Kinder fördern. Was dabei vermutlich zunahm, war der Blutdruck in der Lunge, denn infolge der Studie starben elf der behandelten Babys – insgesamt kamen 17 mit Lungenproblemen zur Welt. Die unbehandelten Kinder in der Kontrollgruppe waren zum Zeitpunkt der Presseberichte alle am Leben und litten nicht unter Lungenerkrankungen. Im Tierversuch erschien die Methode irreführenderweise wirksam und unbedenklich.

500.000

In den 70er Jahren wollte das National Cancer Institute (NCI) in den USA das Krebsproblem ein für allemal lösen. Es testete nicht weniger als 500.000 Stoffe an Mäusen. Der Erfolg dieses ehrgeizigen Projektes? Nur 0,0001% der Substanzen zeigten überhaupt eine Wirkung gegen Krebs – allerdings nur bei Mäusen, beim Menschen war es ein Misserfolg auf ganzer Linie. Das NCI zog die Konsequenz daraus und stellte das „Maus-Screening-Programm“ ein. Die tierexperimentelle Forschung ging in aller Welt trotzdem weiter. Ärzte gegen Tierversuche e.V. hat die ruhmlose Geschichte der Tierversuche in der Krebsforschung zusammengefasst.

Marsriegel

2007 veröffentlichte die Tierrechtsorganisation PETA Informationen zu Tierversuchen, die der MARS-Konzern für seine Schokoriegel (neben „Mars“ auch diverse andere bekannte Marken) in Auftrag gegeben hatte. Experimentatoren hatten Ratten mit Hilfe von Plastikschläuchen zwangsernährt und dann die Beine der Tiere aufgeschnitten. Nach dem Test werden die Tiere getötet. Untersucht werden sollte der Effekt von Schokolade auf die Blutgefäße. MARS wird mit weiteren Versuchen an Kaninchen, Meerschweinchen, Mäusen und Ratten. Dem Megakonzern gehören auch diverse Tierfuttermarken und andere Marken wie Uncle Ben’s oder Airwaves.

Massentierhaltung

Bei Tierversuchen zur Optimierung der Massentierhaltung geht es zum Beispiel um die Frage, wie eine Kuh schneller zur Geschlechtsreife gebracht werden kann oder wie bei hoher Sterblichkeitsrate ein „Totalverlust“ von Ferkeln in der Schweinezucht vermieden werden kann. Die Schlachtfabrik Tönnies führt eigene Studien durch und fungiert daher als stellvertretendes Beispiel.

VW

2018 wurde bekannt, dass deutsche Autohersteller wie VW Experimente an Affen finanziert hatten, um zu belegen, dass die Diesel-Schadstoffbelastung erheblich abgenommen habe. Im selben Kontext wurden auch umstrittene Abgas-Versuche an Menschen bekannt.

Autismus und Nachtigallen

2018 gingen die Experimente an Nachtigallen durch die Presse, die in unserem Stück als Beispiel für biologische Grundlagenforschung dienen. Nachtigallen wurden hier aus der Natur gefangen, um eine Zucht anzulegen. Bei den gezüchteten Tieren wurden Drähte in die Köpfe eingeführt, um die Reaktionen von Nervenzellen beim Gesang zu messen. Die Begründung dafür war tatsächlich, man erhoffe sich Rückschlüsse auf die Kommunikation bei Menschen, die für das bessere Verstehen von Autismus relevant sein könnten. 1,5 Millionen Euro an EU-Geldern wurden für dieses Forschungsprojekt eingeworben.